Zwangsstörung beim Malinois?
16.08.2022 23:21

von Astrid Hübner

Früher dachte ich immer, Malinois sind einfach keine Zwingerhunde. Dieses ewige im Kreis rennen, bei einer meiner Hündinnen – Paula – so extrem, dass sie kupiert werden musste, weil die Rute ständig bis auf den Knochen aufgeschlagen war.

Auch als Paula dann in der Wohnung war – sobald man eine Tür schloss fing sie an im Kreis zu rennen. Zwingerkoller dachte ich damals.

Sie hatte zwei Würfe, einem ihrer Söhne ereilte das gleiche Schicksal, seine Rute musste amputiert werden. Das Verhalten schien sich also vererbt zu haben.

Über die Jahre hatte ich dann immer wieder Malinois, die keinerlei Probleme mit diesem „Kreisrennen“ hatten und dann wieder Hunde, die das bei jeder Gelegenheit taten. Diese Hunde waren nicht näher verwandt. Ich hatte meine Haltungsbedingungen aber schon so weit angepasst, dass dies für den einzelnen Hund nicht mehr so tragisch endete. Und irgendwie gehörte diese Dreherei für mich zum Malinois dazu. Ich war ja durch Paula schon Spezialist im Hunde sichern, sei es im Zwinger oder im Auto.

Im Buch von Irene Sommerfeld-Stur „Rassehundezucht“ bin ich über einen kleinen Absatz gestolpert. „Auch beim Malinois wurde eine Assoziation einer obsessiven Verhaltensvariante im CDH2-Gen gefunden“. Paula kam mir sofort in Erinnerung.

Was steht in dieser Studie (Cao et al 2014)?

Die Forscher stellten fest, dass Malinois, die für die Genvariante des CDH2 Gens homozygot waren, sehr ausgeprägte Kreisbewegungen zeigten.
Waren die Hunde homozygot auf die Normalvariante zeigten sie keinerlei Kreisbewegungen.
Hunde die heterozygot waren, zeigen die Kreisbewegung, aber nicht so stark ausgeprägt, wie die homozygoten.

Gleichzeitig fanden sie aber auch heraus, dass beide Typen von homozygoten Hunden nicht die überragende Arbeitsleistung erbrachten wie die Heterozygoten Hunde.

Die Aufrechterhaltung des optimalen Verhaltens beim Malinois ist ein Beispiel für etwas, das als „ausgleichende Selektion“ bezeichnet wird, bei dem der heterozygote Zustand gegenüber einem homozygoten Zustand vorteilhaft ist. Dies bedeutet, dass die Zucht von zwei Hunden, die großartige Arbeitshunde und heterozygot sind, keine besseren Hunde hervorbringt, da einigen Nachkommen der Antrieb und die Initiative fehlen, gute Arbeitshunde zu sein, während andere eine doppelte Dosis des CDH2-Gens haben und zu stark bespannt sind, um nützlich zu sein.

Quelle:

https://journals.plos.org/plosone/articl...al.pone.0110075 (abgerufen Dezember 2020)
https://www.instituteofcaninebiology.org...st-can-be-worse (abgerufen Dezember 2020)
Sommerfeld-Stur, Rassehundezucht, 2016

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