Die Hündin wurde einer Augenärztin vorgestellt. Diese hat eine „Innenrotation des rechten Auges“ festgestellt.



Ist eine solche Augenfehlstellung ständig vorhanden, spricht man von einem manifesten Strabismus. Meist ist nur ein Auge betroffen, das nach innen abweicht. Eine weitere Form der manifesten Fehlstellung ist der nur phasenweise auftretende intermittierende Strabismus. Hier weicht das schielende Auge meist nach außen ab.

WAS BEDEUTET STRABISMUS?

Damit räumliches Sehen möglich ist, müssen beide Augen in die gleiche Richtung schauen. Jedes Auge fängt aufgrund seiner Position ein leicht abweichendes Bild ein; erst im Gehirn werden diese Bilder zu einer Sinneswahrnehmung – einem dreidimensionalen Bild – zusammengesetzt. Beim Strabismus weicht ein Auge von der Sollblickrichtung ab, wodurch die gesehenen Bilder so unterschiedlich sind, dass das Gehirn sie nicht richtig verarbeiten kann. Der/die Betroffene sieht Doppelbilder.

DIE MUSKELN DES AUGAPFELS

Die Augen der Säugetiere werden von jeweils sieben Muskeln gehalten. Sie erlauben es dem Auge bestimmte Bewegungen durchzuführen.

Diese Muskeln werden in drei Gruppen unterteilt:

Musculus rectus. Davon gibt es vier: superior, inferior, medialis, lateralis. Diese Muskeln fügen sich durch Sehnen in die Lederhaut – das ist der weiße Teil des Augapfels – ein. Der Musculus rectus superior und inferior lässt sich das Auge sich nach links und rechts bewegen. Aufgrund der Musculus medialis und lateralis hingegen kann eine Bewegung von unten nach oben durchgeführt werden.

Musculus obliquus. Es gibt zwei dieser Muskeln: superior und inferior. Die Aktion dieser beiden Muskeln ermöglicht ein Drehen des Auges, entweder im oder entgegengesetzt der Richtung des Uhrzeigers.

Musculus retractor. Dieser Muskel liegt hinter dem Auge. Er liegt konisch über dem Sehnerv.



Das richtige Funktionieren all dieser Muskeln erlaubt es, dass die Augen sich gleichzeitig und koordiniert bewegen. Beim Strabismus liegt eine Störung vor, die eine normale Stellung des betroffenen Auges verhindert. Es gibt verschiedene Arten von Schielen, je nach Position, die das oder die betroffenen Augen einnehmen:

Auswärtsschielen: Das Auge blickt dabei nach außen.
Einwärtsschielen: Das Auge blickt in Richtung Nase.
Höhenschielen: Hierbei ist das Auge nach oben gerichtet.
Verrollungsschielen: Man nennt es auch Strabismus rotatorius.

URSACHEN FÜR DIE AUGENFEHLSTELLUNG

Die Ursachen dafür können vielfältig sein.
Beim Menschen kommt in manchen Familien das Schielen gehäuft vor, was darauf hindeutet, dass die Fehlstellung erblich bedingt sein kann. Auch bei Hunden gibt es Rassen, bei denen dies häufiger vorkommt als bei anderen. Der Shar Pei, der irische Wolfshund, der Akita und der Mops sind Rassen, die besonders zum Schielen neigen. Oft wird es dadurch erzeugt, dass während des Wachstums der Musculus rectus medialis durch Fasergewebe ersetzt wird, was die richtige Bewegung des Auges verhindert.

Es gibt auch Krankheiten, die mit dem Immunsystem zusammenhängen und Schielen hervorrufen können. So zum Beispiel eine Art von Myositis. Diese Krankheit zeichnet sich durch das Eindringen von Entzündungszellen in die Muskeln aus. Geschieht dies bei den Augenmuskeln, so kommt es zum Schielen und sogar zu Exophthalmus (Hervortreten des Augapfels aus der Augenhöhle).

Auch Probleme mit der Schilddrüse können Strabismus hervorrufen. Die sogenannte endokrine Orbitopathie tritt bevorzugt gemeinsam mit einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen auf. Eine spezifische Gruppe von Antikörpern bindet dabei an Oberflächenstrukturen der Schilddrüse und schädigt diese. Da nun die Strukturen wie Muskeln und Bindegewebe der Augenhöhle in ihrer Oberflächenbeschaffenheit teilweise derjenigen der Schilddrüse ähneln, werden diese von den entsprechenden Antikörpern auch angegriffen.

In den meisten Fällen ist das Schielen jedoch auf eine Ursache im Auge selbst zurückzuführen. Angeborene, hohe und/oder seitenbezogene Brechungsfehler, eine einseitige Linsentrübung oder Tumore im Auge sind mögliche Auslöser.

In einigen Fällen beginnen die Augen auch plötzlich zu schielen. Krankheiten, die mit hohem Fieber einhergehen, Unfälle, bei denen es zu Gehirnerschütterungen oder Netzhautablösungen kommt, sind ebenso mögliche Ursachen für eine plötzlich auftretende Augenfehlstellung.

WIE LÄSST SICH DAS SCHIELEN BEHANDELN?

Wird das Schielen durch eine Krankheit ausgelöst, so löst sich das Problem oft durch die Heilung. Geschieht dies nicht, dann kann es sein, dass die Muskeln beschädigt sind.

Beim Menschen wird das Schielen mit Sehhilfen korrigiert. Bei Kindern hilft die Abdeckung des gesunden Auges, um das schielende Auge zu trainieren.

Im Fallbeispiel wurde eine operative Korrektur zur ausgleichenden Umlagerung der Augenmuskeln vorgeschlagen. Da es hierzu aber bisher kaum/keine Erfahrungen beim Hund gibt und der Eingriff experimentell gewesen wäre, hat sich die Hundeführerin dagegen entschieden.

Quellen:
https://www.blickcheck.de/auge/krankheit...len-strabismus/ (Juni 2021)
https://myanimals.com/de/gesundheit/beim...dlungsmethoden/ (Juni 2021)
https://www.augenaerzte-wallisellen.ch/a...g-schilddruese/ (Juni 2021)