MCT, CBD und epilepsiespezifische Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel bei Epilepsie – Erfahrungsbericht
15.06.2023 11:08

von Manu Wolters

Bjarki, Groenendael, 6 Jahre.
Idiopathische Epilepsie (gesicherte Diagnose durch Ausschlussdiagnostik) seit September 2020.


Manche von euch kennen Bjarki bereits aus Social Media (Facebook und Instagram), ich hatte dort recht offen über seinen Werdegang und seine furchtbare therapieresistente Epilepsie berichtet.

Wie auch viele andere Besitzer solcher Hunde, haben wir alles ausprobiert und uns auch an alternative Strohhalme geklammert.

Hierzu berichte ich gern ein wenig im Folgenden:

MCT – Öl:


Nach unserem ersten Besuch bei einem Neurologen in Mannheim, setzten wir Bjarki auf MCT – Öl, dies wurde ihm mit dem Futter verabreicht. Öle bestehen, lapidar gesagt, aus verschiedenen Bestandteilen. Die einen sind für den Organismus besser, die anderen schlechter. Beim MCT - Öl ist der besonders hohe Anteil an mittelkettigen Triglyceriden ein Vorteil, den manche Neurologen und Forscher für neurologisch erkrankte Hunde und Menschen sehen.
Beim Menschen gibt es Versuche an Patienten mit Epilepsie, Alzheimer, Demenz, Multipler Sklerose und Co. Teilweise auch in Verbindung mit ketogener (wenige Kohlenhydrate) Ernährung.
Zunächst einmal sei gesagt: Da das Nebenwirkungsprofil des MCT - Öls denkbar günstig ist, kann man es einfach mal versuchen. Es könnte zu Durchfall oder allenfalls Übelkeit kommen, aber das ist alles wohl eher selten der Fall. Zu MCT - Öl bei Hunden gibt es bereits Studien, die allerdings bei Epilepsie typischerweise so sind, wie die Ergebnisse fast aller Medikamente bei der Behandlung selbst. Bei den einen Hunden signifikanter Erfolg, bei anderen vielleicht ein bisschen was, bei wieder anderen gar nichts. Null.
Bjarki war leider einer der Durchfall und Nullwirkung - Hunde. Wir protokollierten die Einnahmedauer und die Anfallsfrequenz penibel und setzten es dann irgendwann wieder ab. Sehr zu Freude seines Outputs, der wieder fester wurde. Bjarkis Hundekumpel Yuki hingegen, ein Großspitz mit Epilepsie, profitiert sehr vom MCT - Öl. Bei ihm verringert es die Nebenwirkungen der Antiepileptika und das hat sein Frauchen Lisa mehrfach getestet. Spannend also.

CBD – Öl:


Bald darauf beschäftigten wir uns dann mit dem Thema CBD - Öl und wir stromerten durch die Epilepsiehundegruppen im Web und suchten nach Erfahrungen. CBD - Öl ist der Wirkstoff Cannabidiol, zumeist aus der Nutzhanfpflanze, der in einem anderen Pflanzenöl je nach Verdünnung, dann zum Beispiel als 5%iges CBD - Öl in den Handel gebracht wird. Es gibt mittlerweile einige Präparate speziell für Hunde. Und auch wieder hier: einige Menschen haben dieses vermeintliche Wundermittel für sich entdeckt. Top Wirkung bei Person A, bei Person B nix.

Also bleibt es auch hier wieder spannend. Ich habe es selber in 5%iger Konzentration gegen Migräne probiert. Das Ergebnis war furchtbar. Aber das erspare ich euch. Bei der Recherche bei der caninen Anwendung waren wir ein wenig erschrocken. Manche nutzten CBD - Öl als alleinige Therapie bei schweren Fällen der Epilepsie. Natürlich war die Behandlung nicht ausreichend. Bei leichteren Fällen oder begleitend zur richtigen Medikation hinzu, gab es aber ebenso einige positive Berichte.
Epi-Hunde neigen zum Beispiel zur Ruhelosigkeit, auch nachts. Da schien das Öl scheinbar eine Unterstützung zu sein. Bei einigen Hunden führte CBD - Öl zu genau gar nichts, außer Erbrechen, Durchfall und offensichtliches Unwohlsein.

Dramatisch war, dass das Öl im Verdacht steht, bei wenigen Hunden die Leberwerte, speziell die Enzyme, zu erhöhen. Gerade bei Hunden unter Phenobarbital und/oder Kaliumbromid fiel das deutlich auf. Die Werte besserten sich nach absetzen des Öls. Wahrscheinlich werden das Öl und die Medikamente ähnlich metabolisiert. Da muss man echt aufpassen. Man kann dies in einigen Berichten in den Epi-Hundegruppen nachlesen. Da gerade Phenobarbital und andere Antiepileptika potenziell lebertoxisch sind, muss man hier gut abwägen und alles mit den Tierärzten, besser noch Neurologen, absprechen!

Bei Bjarki war auch das CBD - Öl nichts. Wir hatten ja nichts mehr zu verlieren. Weder erhöhte Leberwerte, noch jegliche Wirkung. Also verschenkten wir den Rest des Fläschchens.

Was Bjarki bis heute bekommt und wovon wir persönlich zumindest ein wenig überzeugt sind:

Spezifische Nährstoffe, die auf Epilepsie zugeschnitten sind


Bjarki bekommt ein Mineralstoff/Vitaminpulver, welches extra für Epilepsiehunde von einer Tierärztin hergestellt wird. Darin enthalten sind Mineralstoffe und Vitamine wie Magnesium und B-Vitamine Epilepsie ist unfassbar anstrengend und die Medikamente eine Belastung für den Körper. Wir haben den Eindruck, dass es ihm mit dem Pulver sehr gut geht.

Zudem bekommt er noch ein Probiotikum aus der Humanmedizin.

Bjarki war in der Tierärztlichen Hochschule Hannover in einer Studie, die genau diesen Ansatz verfolgte: Probiotika für das Epilepsiegehirn. Probiotika sind gute und schützende Darmbakterien. Man geht in der Forschung von einer „Darm-Hirn-Achse“ aus, wo das Mikrobiom des Darms und das Hirn miteinander quasi kommunizieren können. Tatsächlich ist der Darm ein völlig unterschätztes Organ und viele Epilepsiehunde haben auch Probleme mit diesem. Man forscht noch weiter daran, aber wir haben auch hier persönlich den Eindruck, dass alle 6 Wochen eine Kur mit seinem Probiotika und er hat etwas weniger Anfälle und ein besseres Allgemeinbefinden. Bjarki leidet zudem auch an IBD und auch diese Erkrankung profitiert von den guten Bakterien. Für einen Versuch mit Probiotika sollte man die Darmflora vorher einmal checken lassen. Die Präparate müssen zum jeweiligen Hund passen.

Ebenso bekommt Bjarki noch Fischölkapseln mit besonders hohem Omega 3 Anteil. Omega 3 soll bei Epilepsie einen positiven Einfluss haben. Ob’s stimmt, wissen wir nicht. Da die Kapseln günstig sind, bekommt er sie einfach weiter. Sein Fell scheint tatsächlich etwas schöner damit geworden zu sein. Netter Nebeneffekt.

Was nun tatsächlich ein ‚Game Changer‘ bei uns war: strenge Diät

Ich traue es mich gerade gar nicht zu schreiben, aber Bjarki ist gerade unfassbare 4 Monate anfallsfrei. Wir haben Bjarki kurz vorher nach seinem letzten Status epilepticus am 07.07.2022, auf super strenge Diät gesetzt. Monoprotein, Kohlenhydrate mit besserem glykämischen Index (z.b. Haferflocken, Quinoa, Amaranth, Wildreis u. Co), fettreduziert, keine Leckerli zwischendrin. Wirklich keine.
Noch dazu schlichen wir Kaliumbromid ein. Die ersten Erfolge stellten sich ein. Von einmal pro Woche heftiger generalisierter Krampf, auf einmal im Monat. Seine Blutwerte verbesserten sich extrem. Die Konsequenz mit all dem drumherum, scheint sich momentan auszuzahlen. Wir wissen, dass es jederzeit anders sein kann und wieder kippen kann.

Aber das hier zeigt, wie unfassbar wichtig absolute Hartnäckigkeit im Kampf mit dieser Krankheit ist und natürlich, dass man sich Spezialisten ins Boot holt.

Ja, Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel können etwas verändern. Trotzdem ist eine Grundtherapie in Fachhänden enorm wichtig und ebenso, dass alles immer mit diesen besprochen wird. Siehe CBD - Öl. Wer denkt bei einem vermeintlich natürlichen Mittel an Leberprobleme? Die wenigsten!

Eine idiopathische/genetische Epilepsie wird nicht durch Futter hervorgerufen oder eben „geheilt“ - dessen sollte man sich unbedingt bewusst sein.

Wir sind mit Bjarki, obwohl wir pro Weg drei Stunden fahren müssen, in Hannover bei den ‚Vetspecialists against Epilepsy‘. Das Team um Prof. Dr. Volk ist stets absolut im Bilde über den neusten Stand der Forschung, dabei empathisch und super lieb zu Bjarki sowie auf Augenhöhe mit den Besitzern.

Meine persönlichen Tipps sind also: probieren, probieren, probieren, austauschen, gute Ernährung, viel Bewegung für den Hund (übrigens auch für Menschen mit Epilepsie gut!), konsequente Tabletten und Ernährungszeiten, eventuell eine Ernährungsberatung beim Neurologen, sowie spezielle Epi-Futterzusätze.

Alles Gute!

Manu Wolters



Informationen zu diesem Artikel
  • Erstellt von: Astrid Hübner
    Kategorie: Gesundheit
    15.06.2023 11:08:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 15.12.2023 11:29
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