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Studie - Wie reagieren Hunde, wenn sie überraschend eine weniger beliebte Belohnung erhalten als erwartet, und wie hängt dies mit Trainierbarkeit und Persönlichkeitsmerkmalen zusammen?
17.09.2022 13:29
#1
Zitat
Wie reagieren Hunde, wenn sie überraschend eine weniger beliebte Belohnung erhalten als erwartet, und wie hängt dies mit Trainierbarkeit und Persönlichkeitsmerkmalen zusammen? Damit befasst sich unsere neueste Studie (durchgeführt an der Uni Lincoln). Die Publikation ist im Journal „Scientific Reports“ veröffentlicht und frei zugänglich: https://www.nature.com/articles/s41598-018-35056%20-5
In dieser Studie konnten sich die Hunde an vier Futterstellen Futter aus sogenannten „Activity Boards“ erarbeiten. Während einer der beiden Test-Sessions wurde die Futterqualität plötzlich reduziert. In vergleichbaren Versuchen bei anderen Tierarten wird oft beobachtet, dass die Tiere in Folge weniger Futter aufnehmen, Übersprungsverhalten zeigen oder die Futterstelle meiden. Zudem machen sie bei weiteren Durchgängen im Vergleich zu einer Gruppe von Tieren, die von Anfang an mit dem minderwertigeren Futter belohnt werden, weniger motiviert mit. Diese „übertriebene“ Reaktion auf die unerwartete Veränderung der Belohnung wird als Ausdruck von Frustration aufgrund der enttäuschten hohen Erwartung interpretiert, in der Fachsprache „Successive Negative Contrast Effect“ genannt.
Hunde haben sich in einigen Studien vergleichsweise wenig sensibel gegenüber einer Verminderung der Belohnungsqualität gezeigt – zwar arbeiten auch sie härter für bessere Belohnungen, sie zeigen aber nur in seltenen Fällen einen „Successive Negative Contrast Effect“. In der aktuellen Studie wechselten die Hunde nach der Reduktion der Futterqualität signifikant häufiger zwischen den vier Futterstellen als in der Kontroll-Kondition, in der das weniger hochwertige Futter von Anfang an verfügbar war und somit der Erwartung entsprach. Dieses veränderte Verhalten nach der Reduktion der Belohnungsqualität entspricht zwar einem „Successive Negative Contrast Effect“, sonst wurden aber keine auf Frustration hindeutende Verhaltensweisen (z.B. langsamer loslaufen oder weniger fressen) beobachtet. Da die Fähigkeit, mit Frustration umzugehen, im Zusammenleben mit uns Menschen von Vorteil ist, kann es durchaus sein, dass Hunde im Laufe der Domestikation auf eine verbesserte Frustrationstoleranz selektiert wurden.
Interessant ist jedoch der Zusammenhang mit Trainierbarkeit: Alle Besitzer füllten auch den C-BARQ, einen validierten Fragebogen zu Hundepersönlichkeit, über ihren Hund aus. Die Analysen ergaben, dass Hunde, die sensibler auf die Veränderung in der Belohnungsqualität reagierten, von den Besitzern als besser trainierbar eingestuft wurden. Dies könnte durch eine generell höhere Flexibilität im Verhalten erklärt werden. Allerdings wiesen die „Schnellmerker“ auch höhere Werte bei Aggressionsverhalten gegenüber fremden Menschen auf.
Quelle: HundeUniBern
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